Sektion Wilhelmshaven/Friesland

Sektion Wilhelmshaven/Friesland

Donnerstag, 31.08.2023 - 19:00

Grüner Wasserstoff aus Sonnen- und Windenergie – Eine niedersächsische Perspektive zur langfristigen Sicherung der Energierohstoffversorgung Deutschlands

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein in hohem Maße von Rohstoffimporten abhängiges Land. Die verlässliche Versorgung mit Energie bzw. Energierohstoffen ist für unsere Wirtschaft, unsere gesamte Gesellschaft, unseren vergleichsweise hohen Wohlstand sowie die sozialen Sicherungssysteme und damit letztlich für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland unerlässlich. International vereinbarte Klimaziele und der Stopp der russischen Gaslieferungen haben – nicht nur in Deutschland – die sogenannte Energiewende befeuert. Die Bundesrepublik soll ihre Energierohstofflieferanten diversifizieren, ihre Abhängigkeit von ausländischen Energierohstofflieferanten mindern und langfristig ihren Ausstoß von CO2 auf null reduzieren („Klimaneutralität“).

Dazu sollen u. a. 2 % der deutschen Landfläche für Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt, auf dem deutschen Festlandsockel in Nord- und Ostsee Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 70 Gigawatt gebaut, Gebäudedächer mit Photovoltaikanlagen bestückt und Gebäude langfristig CO2-neutral beheizt werden. In nächster Zeit müssen aber mindestens 20 neue Gaskraftwerke, die künftig auch mit Wasserstoff betrieben werden können, mit einer Gesamtleistung von 20 bis 30 Gigawatt gebaut werden, um letztlich die Stromversorgung unseres Landes zu gewährleisten, wenn Windenergie und Photovoltaik kaum Strom produzieren. Nur mit Wind- und Sonnenenergie aus deutscher Produktion ist die Grundlast des Energiebedarfs unseres Landes eindeutig nicht sicherzustellen. Daher bedarf es eines transportierbaren und speicherbaren Energierohstoffes. Dieser Rohstoff kann letztlich nur Wasserstoff sein, ggf. gebunden in Methan (CH4) oder Ammoniak (NH3). Um die Klimaneutralität zu flankieren, sind zusätzlich Verfahren wie „Carbon Capture and Storage“ (CCS) sowie „Carbon Capture and Utilisation“ (CCU) in der Planung.

Auch wenn Elektromobilität sich zukünftig in erheblich stärkerem Maße durchsetzen wird, als es derzeit erscheint, so bedeutet es doch hinsichtlich der Energierohstoffversorgung unseres Landes vor allem, dass der Strombedarf in Deutschland noch wesentlich stärker zunehmen wird, als es ohnehin angesichts der Entwicklung von Industrie, sonstiger Wirtschaft, Verwaltung und der Digitalisierung allgemein derzeit absehbar ist. Dieser erhöhte Strombedarf kann klimaneutral letztlich nur durch die Verbrennung von Wasserstoff gedeckt werden, wobei bestimmte Industrien bzw. produzierende Gewerbe für ihre Prozesse Gas ebenfalls durch Wasserstoff werden ersetzen müssen. Auch die Herstellungs- und Gewinnungsmethoden für diesen Wasserstoff müssen klimaneutral sein, d. h. die zur Herstellung oder Gewinnung eingesetzte Energie muss grundsätzlich aus regenerativen Energiequellen stammen.

Deutschland wird nicht in der Lage sein, seinen Bedarf an Wasserstoff durch regenerative Energiequellen allein auf deutschem Territorium oder deutschem Festlandsockel zu erzeugen. Wasserstoff wird in reiner oder gebundener Form in großen Mengen importiert werden müssen. Die Bundesregierung ist bemüht, im Ausland in Ländern mit sehr hohem Sonnenenergiepotenzial, z. B. die Vereinigten Arabischen Emirate, Australien und Namibia, die Produktion von Wasserstoff für den Export voranzubringen. Auch Länder, die Wasserstoff in großen Mengen mit Strom aus Windenergie erzeugen wollen, z. B. Kanada, sollen in der Zukunft zur deutschen Energiesicherheit beitragen.

Mittlerweile haben die zwölf großen deutschen Pipeline-Betreiber einen gemeinsamen Plan für den schnellen Aufbau eines bundesweiten Leitungsnetzes für Wasserstoff vorgelegt. Das sogenannte „Kernnetz“ soll eine Länge von 11.200 Kilometern haben und die meisten Industrie- und Metropol-Regionen mit dem klimaneutralen Brennstoff versorgen. Es soll 2032 in Betrieb gehen. Von ihm werden in einer noch zu planenden zweiten Stufe zukünftig immer mehr lokale Verteilnetze abzweigen.

Niedersachsen hat im vergangenen Winter die „Taskforce Energiewende“ ins Leben gerufen, die u. a. die energetische Nutzung von Wasserstoff befördern will und zu deren Lenkungsausschuss der Referent gehört. In Lingen soll am Standort des dortigen Gaskraftwerks bis 2026 ein Wasserstoffelektrolyseur mit einer Leistung von 300 MW entstehen und die Industrie beliefern. Überhaupt soll das Emsland künftig eine der wesentlichen Quellen für grünen Wasserstoff in Europa werden. Darüber hinaus setzt sich die niedersächsische Landesregierung für eine Wasserstoff-Pipeline von Norwegen nach Wilhelmshaven ein.

Der Vortrag wird sich voraussichtlich mit der Gewinnung von grünem Wasserstoff allgemein, der Nutzung bestehender Gasübertragungs- und -verteilnetze für Wasserstoff, den künftigen Verbrauchern von Wasserstoff sowie dem komplexen Zusammenspiel von Wasserstoffproduzenten, Netzbetreibern, Versorgungsunternehmen, Bund, Ländern und Europäischer Union befassen. Abschließend soll ein Ausblick – aus niedersächsischer Sicht – auf die weitere Umsetzung der Energiewende und die künftige Versorgung Deutschlands mit grünem Wasserstoff sowie den damit verbundenen Kosten für Erzeugung und Netze geboten werden.
Vortrag und Diskussion

Referent: Olaf Lies , Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Hannover

Zum Referenten: Olaf Lies, geboren am 08. Mai 1967 in Wilhelmshaven, wuchs in Sande im Landkreis Friesland auf und besuchte dort Grundschule, Orientierungsstufe und Realschule. Er absolvierte die Ausbildung zum Funkelektroniker im Marinearsenal Wilhelmshaven und leistete den Grundwehrdienst bei der Marine. Anschließend besuchte er die Fachoberschule, studierte Elektrotechnik an der Fachhochschule in Wilhelmshaven und schloss mit der Zuerkennung des akademischen Grades Diplom-Ingenieur ab. Er arbeitete zunächst als Entwicklungsingenieur in einem Institut, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachhochschule, wurde Personalratsvorsitzender und später Mitglied des Senats der Hochschule. Über gewerkschaftliche Arbeit kam Olaf Lies zur Kommunalpolitik, ist seit 2002 Mitglied im Rat der Gemeinde Sande, seit 2006 Mitglied des Kreistages des Landkreises Friesland, seit 2008 Mitglied des niedersächsischen Landtages und wurde im Februar 2013 (Kabinett Weil I) Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Im Kabinett Weil II hatte er das Amt des Niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz inne. Seit November vergangenen Jahres ist Olaf Lies Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung (Kabinett Weil III).

Olaf Lies lebt mit Frau und Töchtern in Sande. Viel Zeit für Hobbies bleibt Minister Lies nicht, aber (Zitat): „ … unsere Tiere, mein alter Trecker und das Motorradfahren sorgen für Entspannung und Freude.“

Ort: Gorch-Fock-Haus - „Johann Kinau Saal“ - Victoriastr. 15 , 26382 Wilhelmshaven
Organisator: Herr Kapitän zur See a.D. Berend Burwitz , Sektionsleiter Wilhelmshaven/Friesland, Berend.Burwitz@gsp-sipo.de
0171 4727 146


Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Mitglieder und Freunde der Sektion,

von unserer Veranstaltung finden Sie hier einen Pressebericht im SONNTAGSBLATT WILHELMSHAVEN vom 09.09.2023.

Mit freundlichem Gruß

Berend Burwitz
Sektionsleiter

 


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