Sektion Aachen-Heinsberg

Sektion Aachen-Heinsberg

Montag, 18.03.2024 - 19:00

Zur Situation der Bundeswehr nach der Zeitenwende

Nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges am 22. Februar 2022 wurde in einer vielbeachteten Rede des Bundeskanzlers im Rahmen einer sogenannten Zeitenwende am 27. Februar 2022 ein 100 Mrd. € Programm zur Verbesserung der Landes- und Bündnisverteidigung verkündet und kurze Zeit später auch mit den Stimmen der Opposition beschlossen.
Vortrag und Diskussion

Einer Beschreibung der prekären Situation in der Bundeswehr folgte in 2023 die Veröffentlichung einer nationalen Sicherheits- und nachfolgend einer Chinastrategie. Nach nunmehr mehr als zwei Jahren stellen sich heute folgende Fragen: Wie sieht es mit der deutschen Verteidigungs-fähigkeit aus? Was hat sich in der Zwischenzeit bei der Bundeswehr verändert und wo stehen wir heute bei der Implementierung der Strategien? Welche Rolle kommt der Bundeswehr im Rahmen der Bündnisverteidigung zu und welche Zukunftsperspektiven zeichnen sich für die Bundeswehr ab?

Prof. Dr. Patrick Sensburg, Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr und profunder Kenner der Situation, wird hierzu vortragen und mit uns diskutieren!

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Anton-Heinen Volkshochschule des Kreises Heinsberg durchgeführt.


Referent: Prof. Dr. Patrick Sensburg, Oberst d.R. , Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr

Zur Person:

  • Geb. 25.06.1971 in Paderborn
  • 1992-1996 Studium Rechts- und Politikwissenschaften
  • 1997-1999 Referendariat mit 2. Staatsexamen
  • 1999-2004 Wissenschaftl. Mitarbeiter, Uni Hagen
  • 2000-2006 Tätigkeit als Rechtsanwalt
  • 2006-2008 Professor für öffentliches Recht und Europarecht an der HS Bund
  • Seit 2008 Professor für öffentliches Recht und Europarecht an der HSPV NRW
  • Seit 2016 Gastprofessur an der Uni Wien, Visiting-Professor an der Bucharest University of Economic Studies
  • 1991Eintritt in die Bundeswehr
  • Seit 2013 Einsatzführungskommando der Bunderwehr, J1
  • Seit 2019 Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr
Ort: Anita-Lichtenstein-Gesamtschule - Pestalozzistraße 27 , 52511 Geilenkirchen
Organisator: Herr Dipl.-Wirtsch.-Ing. Rolf Tabellion , Sektionsleiter Aachen-Heinsberg Rolf.Tabellion@gsp-sipo.de
+49 176 4578 9930

Nachschau

Aus: Aachener Zeitung, Lokales (Geilenkirchen) vom 22.03.204, Seite 17

Militärische Sicherheit: Müssen wir mehr tun?

Professor Dr. Patrick Sensburg, Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, hielt in der Aula der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule Geilenkirchen einen Vortrag zum Thema “Zur Situation der Bundeswehr nach der Zeitenwende”.  Eingeladen hatte die Gesellschaft für Sicherheitspolitik und die VHS.  Foto: Dettmar Fischer

“Zur Situation der Bundeswehr nach der Zeitenwende” ist der Vortrag von Dr. Patrick Sensburg überschrieben.  Es wird deutlich:  Der Spezialist wünscht sich eine stärkere Position des Militärs für die Landes- und Bündnisverteidigung

VON DETTMAR FISCHER

Geilenkirchen.  Die Verbindung von Wissenschaft und Forschung, Militär und Politik ist die Leidenschaft von Professor Dr. Patrick Sensburg.  Sensburg ist Professor für öffentliches Recht und Europarecht an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW in Köln und seit 2019 Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr.  Letztgenanntes Ehrenamt führte ihn nach Geilenkirchen in die Anita-Lichtenstein-Gesamtschule, wo er auf Einladung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP), Sektion Aachen-Heinsberg, und der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg einen Vortrag zum Thema “Zur Situation der Bundeswehr nach der Zeitenwende” hielt.

“Man legte keinen großen Wert mehr aus Sicherheit, weil man sich sicher fühlte.”

Dr. Patrick Sensburg, Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr

   GSP Sektionsleiter Rolf Tabellion hieß den Gastredner willkommen und verwies darauf, dass die GSP bereits im November 2022, ein halbes Jahr nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz den Begriff “Zeitenwende” in Verbindung mit dem Ukraine-Krieg geprägt hatte, eine erste Veranstaltung zu diesem Thema angeboten habe.  Inzwischen, so Tabellion, hätte sich schon einiges getan haben können, doch weiterhin lese man Berichte, die beschreiben, dass die Bundeswehr kein attraktiver Arbeitgeber für junge Menschen sei, unter Materialproblem und einer überbordenden Bürokratie leide.  Allerdings sei auch von einer hohen Leistungsbereitschaft der Soldaten die Rede.

   Der Referent der gut besuchten Veranstaltung, Patrick Sensburg, studierter Jurist und Politiker in Reihen der CDU mit Bundestagserfahrung, tat sich mit dem Begriff “Zeitenwende” etwas schwer.  Hatte er doch als einzige seine Fraktion im März 2011 gegen die Aussetzung der Wehrpflicht gestimmt in dem Bewußtsein, dass die Welt nicht so friedlich ist, wie sie manchen schien.  Vielleicht hätte ja der Ukraine-Krieg dazu geführt, so Sensburg, dass einige die rosa-rote Brille von der Nase genommen hätten.  Die Zeit, als man darüber nachgedacht habe, ob man die NATO überhaupt noch brauche, als Investitionen in die Verteidigung reduziert wurden und alle geglaubt hätten, die Welt entwickle sich positiv, schien mit einem Mal vorbei zu sein.

   Der Gedanke, dass die Zeiten der klassischen Territorialarmeen vorbei seien, habe dazu geführt, dass man dien Bundeswehr unter dem Motto “klein aber fein” in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahren entwickelt habe, die als Ersatzarmee in Somalia und Mali dienen sollte.  Die Innenverteidigung sei nicht mehr durchdacht worden, stellte Patrick Sensburg fest.  Sensburg:”Man legte keine großen Wert mehr auf Sicherheit, weil man sich sicher fühlteW.  Auch der Zivilschutz sei in dieser Zeit vernachlässigt worden.

   Mit der Abschaffung der Wehpflicht 2011 seien Strukturen abgebaut worden.  Die ureigenste Eigenschaft des Militärs, die Integrität einer Staates zu sichern, sei aus den Augen verloren worden, obwohl etwa der Jugoslawien-Krieg deutlich gemacht habe, dass der Krieg mitten in Europa möglich ist.  Man könne froh sein, dass Putin 2014 nur die Krim besetzt habe.  Damals hätte die Ukraine einer Ausdehnung der Besetzung nicht so begegnen können, wie es jetzt der Fall sei.

   Patrick Sensburg hatte ein Foto mitgebracht, das anschaulich machte, wie sich ein Land gegen einen Aggressor verteidigen kann.  Das Foto zeigte neuen Herren in Tarnanzügen unterschiedlichsten Alters in einem Wald.  Die Herren sind Ukrainer, einer von ihnen ist der Cousin eines Freundes von Sensburg.  Alle, so Sensburg, seien motiviert, ihr Land gegen Russland zu verteidigen mit einer Kalaschnikow im Arm - die schießen immer und Munition sei überall zu bekommen.

   70 Prozent der seit Beginn des russischen Angriffskrieges eingesetzten ukrainischen Kämpfer sei inzwischen tot oder so stark verwundet, das sie nicht mehr kämpfen können, stellte Sensburg gest.  Inzwischen stehen die zweite und dritte Welle an der Front.  Patrick Sensburg macht sich daher nicht nur stark für eine einjährige Wehrpflicht, die Chance bestehe derzeit, sondern auch für einen starken Reservistenverband, der die militärische Durchhaltefähigkeit gewährleisten kann.

Mehr Rückhalt der Zivilisten

   Nicht nur in die militärische Sicherheit müsse investiert werden, sondern in viele weiter Bereiche der Gesamtverteidigung bis hin zum Bau von Brücken, die auch einen schweren Panzer tragen könnten.  Neben der aktiven Truppe müsse man auf die Reservisten setzen, um einem Aggressor deutlich zu machen,  dass es keinen Sinn mache, Deutschland anzugreifen.  Diese Diskussion falle aber vielen schwer.

   Er, so Patrick Sensburg, stelle sich ein Land vor, in dem die Zivilisten sagen, wir lassen das Militär nicht alleine.

   Vielleicht könne man insofern von einer “Zeitenwende” sprechen, erklärte Patrick Sensburg, als die Landes- und Bündnisverteidigung mehr Gewicht erhalte gegenüber eine “kleinen, aber feinen” Einsatzarmee.


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