Sektion Lippstadt
Russland nach der Wahl
Wladimir Putin kann nunmehr für sechs weitere Jahre die Geschicke Russlands lenken, nachdem er am am 18. März 2018 zum vierten Mal zum Präsidenten gewählt wurde. Für westliche Länder ist Russland derzeit kein verläßlicher Partner, der allerdings benötigt wird, um in Europa und in der Welt dauerhaft stabile Verhältnisse zu schaffen. Der Westen und Russland bemühen sich seit Jahrhunderten, einander besser zu verstehen, dennoch sind diese Bemühungen nicht immer erfolgreich gewesen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik unmittelbar nach der Wahl, am 20. und 21. März einen ausgewiesenen Kenner Russlands, den Experten in Fragen der internationalen Sicherheitspolitik und der Ost-West-Beziehungen, Dr. Aschot Manutscharjan, nach Lippstadt eingeladen, um über neueste Entwicklung und Perspektiven Russlands zu diskutieren.
Im Rahmen zweier gut besuchter Veranstaltungen – zur einen wurden interessierte Bürger eingeladen und die zweite war für Schüler und Lehrer der Gesamtschule Lippstadt vorgesehen – schilderte Dr. Manutscharjan das Bild eines paternalistisch geprägten politischen Systems, über das Putin wie ein moderner Zar regiert.
Laut Dr. Manutscharjan verfolgt Putin konsequent eine Politik der Militarisierung und der Machtpolitik auf Kosten der Modernisierung, der Meinungs- und Medienfreiheit. Russlands aggresive Vorgehensweise gegenüber der Ukraine und die völkerrechtswidrige Anexion Krims seien ein Zeichen dieser Politik, wobei im Land Ängste vorm Westen geschürt werden. Ein Reformprozeß in Russland sei nicht vorgesehen, vielmehr werde das Militär gestärkt auf Kosten der medizinischen Versorgung und der Bildung. Dies biete auch keine gute Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung des Landes, zumal russische Wirtschaft auf Importe angewiesen ist, mit Ausnahme von Öl und Gas.
Dr. Manutscharjan ist der Meinung dass Russlands Führung dennoch künftig eine Entspannungspolitik gegenüber dem Westen verfolgen wird, weil das Land langfristig keine Anspannung ertragen kann. Putin selbst wird, so Dr. Manutscharjan, in den nächsten Jahren versuchen, die Verhältnisse im Land zu stabilisieren und einen Nachfolger suchen, der sein Erbe in der von ihm gewünschten Richtung verwalten kann.
1956 in Kirowakan, Armenien geboren, Diplomhistoriker nach Studium 1973-1978 in Jerewan, Ab 1990 in Deutschland, ua. Lehrauftrag an der Uni Bonn, OSZE-Wahlbeobachter in Georgien, Kasachstan und Armeinien, Publizist
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