Sektion Lippstadt
Wieviel Führung verlangt Verantwortung - Deutschlands ungeklärte sicherheitspolitische Rolle
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Auf Einladung der Sektion Lippstadt referierte der Präsident der GSP e.V. Gesellschaft für Sicherheitspolitik Herr Dr Bartels in der Volkshochschule Lippstadt zum Thema „Wieviel Führung verlangt Verantwortung“ – Deutschlands ungeklärte sicherheitspolitische Rolle.
Dr. Bartels erklärte den zahlreichen Zuhörern, dass es im Vorfeld des Ukrainekriegs eine Kette von Angeboten an die russische Föderation gegeben habe, um Russlands Sicherheitsbedürfnis zufrieden zu stellen. Auch nach der Besetzung der Krim gab es noch zahlreiche Versuche der Westmächte, den Konflikt einzufrieren. Danach war die Lage eine andere: wo militärisch angegriffen wird, muss militärisch geantwortet werden.
Die Bundeswehr sollte im Ernstfall einsatzbereit sein, aber jede Bundeswehrreform war auch eine Sparreform. Die Ausrüstung war auf Auslandseinsätze hin berechnet, dh das Material blieb vor Ort, die Besetzung rotierte. Material in Deutschland zum Üben war kaum vorhanden. Notwendig ist jetzt eine grundlegende und forcierte Strukturreform der Streitkräfte: volle Ausrüstung, volles Personal - weniger Stäbe, mehr Truppe. Um den Verteidigungshaushalt von 2 % zu erreichen, muss der reguläre Betrag von 50 Milliarden inflationsbedingt deutlich erhöht werden. Das Sondervermögen von 100 Milliarden sollte bis 2027 ausgegeben sein.
Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht hielt der Referent für nicht möglich. Das Grundgesetz verbietet eine Verpflichtung zur Zwangsarbeit. Er schlägt dagegen eine Auswahlwehrpflicht nach skandinavischem Muster vor: dh jeder wird erfaßt und gemustert. Wer tauglich ist, wird gefragt, ob er/sie zum Dienst bereit sei. Aus dem Kreis der Willigen wird dann eine Stärke von ca 50 000 zur Ausbildung ausgesucht.
Das Angebot eines freiwilligen sozialen Dienstes sollte, so Dr Bartels, ausgebaut und attraktiver gemacht werden: „Diesen Gedanken finde ich sehr sympathisch“. Derzeit wurde leider der entgegengesetzte Weg eingeschlagen und es wurden die Mittel gekürzt.
Als Fazit betonte Dr Bartels: wichtig sind der Wille und der Konsens innerhalb der Gesellschaft zum Bewahren und Verteidigen unserer wehrhaften Demokratie. Als Vorreiter bedarf es auch der Führungsrolle der Regierenden, die „nicht immer neue Probleme finden sollten, die keiner hat“. Eine Konzentration auf Kernthemen sei der richtige Weg. Im Vergleich zu anderen Staaten hat Deutschland einen relativ stabilen Zustand, wenn man auf die USA oder Großbritannien schaut. Interne Probleme können ein Land lahmlegen. Wir dürfen uns nicht in einem falschen Sicherheitsgefühl wähnen, sondern müssen auf einen Ernstfall als Bürger und Bürgerin dieses Landes vorbereitet sein.
Dr Bartels besuchte am Folgetag auch eines der Lippstädter Gymnasien und referierte vor den Schülern der oberen Jahrgangsstufen. Weitere Vorträge der GSP e.V. zu gesellschaftlich relevanten Themen sind für 2024 in Vorbereitung und werden in der Presse rechtzeitig bekannt gegeben. Man freut sich über neue Mitglieder, auch für die junge GSP, ausführliche Informationen sind auf der Homepage abrufbar.