Sektion Fulda

Sektion Fulda

Dienstag, 28.09.2021 - 19:00

Die Rolle Russlands und die Russlandpolitik des Westens

Im Anschluss daran findet die Eröffnung der Ausstellung „Postsowjetische Lebenswelten“ statt.

Vortrag mit begrenzter Teilnehmerzahl + Videokonferenz

Die Beziehungen zwischen der NATO und Russland befinden sich auf einem Tiefpunkt. Als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Annexion der Krim im Jahre 2014 stehen sich russische Truppen und NATO - Verbände seit Jahren in Ost Europa gegenüber. 
Die Atomwaffen sind auf beiden Seiten wieder in die Mitte der Abschreckungslogik zurückgekehrt. Die politische Konfrontation mit Russland wegen Cyberangriffen und Menschenrechtsverstößen birgt die Gefahr eines „spillover“, (dt. Übertragungseffekt) auf die militärische Lage. Gleichzeitig bestehen ökonomische Verflechtungen fort. Für die künftige Russlandpolitik der Bundesregierung im Rahmen von Europäischer Union und NATO stellt sich eine Reihe von Fragen.

  • Wie können die Abschreckungsbeziehungen zwischen der NATO und Russland stabil gehalten werden?
  • Ist ein Neuansatz in den Beziehungen zu Russland auf der Grundlage gemeinsamer Interessen möglich?
  • Wie können in NATO und Europäischer Union neue Wege einer europäischen Sicherheitskooperation unter Einbeziehung Russlands gefunden und begangen werden?

Referenten

Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking

  • geb. am 12. Februar 1954
  • 1972-74 Wehrdienst, nach WÜ ‘83 Hauptmann d.R.
  • 1974-79 Studium d. Geographie, Englisch u. Philosophie
  • 1980 Eintritt in den Auswärtigen Dienst
  • Nach vielfältigen Stationen im Auswärtigen Dienst: 2015-18 Deutscher Botschafter beim Königreich Belgien

Brigadegeneral a.D. Helmut W. Ganser

  • geb. am 15. Dezember 1948
  • 1967 Eintritt in die Bundeswehr
  • 1977-83 Studium d. Psychologie u. Pol. Wissenschaft
  • 1985-87 GenStAusb an der Führungsakademie d. Bw,
  • Führungsverwendungen als BtlKdr
  • sowie Truppengeneralstabsverwendungen im Heer auf Brig.-u. Korpsebene
  • und u.a. Abteilungsleiter Militärpolitik in der Deutschen Vertretung bei der NATO

 

Ort: Bonifatiushaus und via Zoom/Webinar -
Organisator: Oberstleutnant d.R. Michael Willi Trost
0661 / 402882
Brigadegeneral a.D. Helmut Ganser forderte eine "strategische Stabilität" in der Sicherheitspolitik gegenüber Russland.

Brigadegeneral a.D. Helmut Ganser forderte eine "strategische Stabilität" in der Sicherheitspolitik gegenüber Russland.

Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking warb für den Dialog mit der russischen Seite. Fotos: Gisbert Hluchnik

Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking warb für den Dialog mit der russischen Seite. Fotos: Gisbert Hluchnik


Akademieabend mit Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking und Brigadegeneral a.D. Helmut Ganser im Bonifatiushaus:

Dialog mit Russland statt Ausgrenzung und Konfrontation

Fulda (mb). Der Ukraine-Konflikt und nicht zuletzt die Krim-Annexion haben die Spannungen zwischen dem Westen und der militärischen Großmacht im Osten nachhaltig verschärft. Konfrontation und Ausgrenzung markieren gegenwärtig das Verhältnis zu Russland. Wie sehr sich die Öffentlichkeit für die weitere Entwicklung der einstigen Supermacht  - insbesondere unter sicherheitspolitischen Aspekten - interessiert, bewies ein gemeinsamer Akademieabend des Bildungshauses der Diözese Fulda und der Fuldaer Sektion der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) im Bonifatiushaus über „Die Rolle Russlands und die Russlandpolitik des Westens“ mit großer Resonanz vor Ort und im „Netz“.

Den Veranstaltern war es gelungen, mit Botschafter a.D. Rüdiger Lüdeking und Brigadegeneral a.D, Helmut Ganser nicht nur zwei Kenner mit großer Expertise „an wichtigen Schnittstellen zwischen Politik und Militär“ bei den Vereinten Nationen und der NATO zu gewinnen, so GSP-Sektionsleiter Michael Trost, sondern zugleich zwei präzise Analysten. „Nach kritischer, pessimistischer Anlayse“ der gegenwärtigen Lage, hätten Lüdeking und Ganser vor allem einen „optimistischen Schluss“ geliefert, wie Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses, formulierte. Beide Referenten sprachen sich nachdrücklich für den Dialog mit Russland aus und forderten, dass „politische und militärische Kommunikationskanäle (zu Russland) aufgebaut werden müssen“, die es bislang nicht gibt.

Sowohl Lüdeking als auch Ganser ließen keinen Zweifel daran, wie wichtig gerade für Deutschland ein „belastbares Verhältnis mit Russland“ ist. Das „passive Fahren im NATO Geleitzug“ reiche nicht aus, unterstrich Lüdeking und sprach sich gleichzeitig dafür aus, dass die künftige deutsche Regierung eine hochrangige Initiative entwickeln, sondieren und einbringen solle mit Frankreich oder gegebenenfalls anderen NATO Partnern. Ziel müsse die Rückkehr „zur stabilen Sicherheitspolitik mit Russland“ sein, die „in unserem eigenen nationalen Interesse liegt.“ Außerdem plädierte er für eine „Stärkung der NATO“, ferner müsse die EU zu einem „neuen Zusammenhalt finden“, um den sich geänderten geopolitischen Rahmenbedingungen begegnen zu können.

Dialog, Kooperation und Entspannung im Verhältnis zu Russlands müssten vorangetrieben werden wie auch der Ausbau der zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Präsident Wladimir Putin klammere sich an die Macht und versuche durch Repression sie zu erhalten. Als zunehmend problematisch erweist sich aus Lüdekings Sicht, dass Russland „nicht den Sprung zu einer voll entwickelten Industriemacht geschafft“ habe. Man müsse sich darüber im klaren sein, dass Russland unter großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten leiden wird. „Das ist ein Herd der Instabilität.“ Die NATO-Erweiterung nach Osten sei aus russischer Perspektive ein weiteres Problemfeld. 

Ein Aspekt, den der ehemaligen Bundeswehrgeneral Ganser mit der Bemerkung aufgriff, die Entfremdung zwischen den Nato-Staaten und Russland sei in unterschiedlichem Maße gewachsen.

Während Süd- und Westeuropäer eine mögliche Bedrohung für das Bündnis im Süden sehen, präge die östlichen NATO-Partner ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber den Russen. Der Zusammenhalt im Bündnis sei deshalb schwieriger geworden. Hinzu komme die Schwerpunktverlagerung der USA auf den Indo-Pazifik-Raum.

Nur den Dialog mit Russland zu führen, reiche deshalb nicht aus. Die „strategische Stabilität“ müsse das übergeordnete Ziel sein. „Wir müssen wieder über konventionelle Stabilität reden wie zum Ende des kalten Krieges, also die zwei Prozent NATO-Guideline erfüllen“, betonte Ganser. Sorge indes bereitet dem Militärexperten, dass die Atomwaffen auf russischer Seite in den Strategien des Militärs wieder zurückgekehrt sind. Ebenso auf US Seite. Atomwaffen mit „nur noch“ einer Kilotonne statt 15 Kilotonnen Sprengkraft wie bei den Abwürfen der Amerikaner über dem japanischen Hiroshima und Nagasaki spielten bei militärischen Überlegungen wieder eine Rolle.


Mit freundlichen Grüße

   Michael Trost                                      Gunter Geiger 
GSP Sektionsleiter                     Direktor d. Bonifatiushauses

 


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