Sektion Saar

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Dienstag, 12.06.2018 - 19:30

Der Beitrag von Hilfsorganisationen zur Stabilisierung zerfallender Staaten

Vortrag und Diskussion
Referent: Bärbel Dieckmann , Präsidentin der Welthungerhilfe
Ort: Offizierheim Saarlouis neben der Graf-Werder-Kaserne - Wallerfangerstraße 33 , 66740 Saarlouis
Organisator: Oberst a.D. Klaus Zeisig kzeisig@web.de
06873 / 66 83 59

Kurzfristig einspringend für seine verhinderte Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, berichtete Michael Kühn, Senior Policy Advisor dieser Organisation aus erster Hand zur Problematik fragiler Staaten.

Neben Kriegen, Bürgerkriegen, Terroraktivitäten und Despotismus sind Unterdrückung, schreiende Ungerechtigkeit, kein Zugang zu Ressourcen und unzureichende Ernährungsmöglichkeiten in zerfallenden Staaten die häufigsten Ursachen von Flucht- und Migrationsbewegungen. Europa und insbesondere im zunehmenden Maße Deutschland haben in den letzten Jahren diese Folgen chaotischer Zustände in anderen Regionen der Welt zu spüren bekommen.

Die Folgen für unterentwickelte Regionen zu mindern und den Menschen vor Ort eine Perspektive zu geben war und ist die Zielsetzung nationaler und internationaler Entwicklungszusammenarbeit. Während insbesondere zu Beginn in den 50er, 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts die in Afrika neu entstandenen Staaten, akzeptiert von den Geberländern, auf ihrer Souveränität und Selbstbestimmung bei der Verwendung der Hilfsmittel bestanden - was ohne Nachhaltigkeitseffekt zu horrender Vergeudung riesiger Summen führte (z.B. ließ Kaiser Bokassa I. mit Millionen französischer Entwicklungsmittel seine Hochzeitskutsche vergolden!) – pochen die Geberländer mittlerweile auf Mitbestimmung bei den Förderobjekten.

Die Erkenntnis bei den politisch Verantwortlichen im internationalen Raum, die Ursachen von Migrations- und Fluchtwellen müssen an deren Quellen bekämpft werden, setzt sich allerdings nur zögerlich durch. Nur so kann den betroffenen Menschen die Bereitschaft zu teuren und waghalsigen Fluchtaktionen genommen werden. Dies ist allerdings ein mühsamer und langwieriger Prozess.

Neben den Internationalen Organisationen (UN), den nationalen Staaten und ihren Organisationen wirken auch Nicht-Staatliche Hilfsorganisationen (NGO’s – Non-Government-Organzations) wie z.B. die Deutsche Welthungerhilfe, in der humanitären Hilfe und Unterstützung vor Ort. Sie werden bei dann mit den Geber-Regierungen abzustimmenden Projekten auch staatlich unterstützt, sind aber zum überwiegenden Teil bei der Finanzierung ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen. Hieraus ergibt sich auch ein grundlegender Konflikt zwischen den Hilfsorganisationen und ihren nationalen Staaten, mit der Folge, dass sie nur zögerlich oder auch gar nicht mit den staatlichen Organisationen ihres Landes vor Ort zusammenarbeiten. Eine ständige Quelle von Reibungs- und Effizienz- Verlusten! Bei allzu großer Nähe zu den Staatsorganisationen fürchten die Hilfsorganisationen um ihre Akzeptanz bei der Bevölkerung vor Ort.

Entwicklungspolitik hat vor dem Hintergrund der oben geschilderten Gegebenheiten in den letzten Jahren eine signifikante Aufwertung erfahren. Neben den humanitären Aspekten sieht der „Westen“ fragile Staaten, die die Grundversorgung ihrer Bevölkerung nicht gewährleisten können, als Sicherheitsbedrohung. Entwicklungspolitik ist Vorbeugung und aktive Friedenspolitik. Das sollte auch Herr Trump bei seiner maßlosen Schelte der Europäer wegen zu geringer Aufwendungen für die Verteidigung berücksichtigen, ebenso wie den Umstand, dass bei den zweifelsohne hohen Aufwendungen der USA auch die Kosten für kostspielige, aber oft kontraproduktive Interventionen der USA (z.B. Irak-Krieg) enthalten sind.

Staatliche Entwicklungspolitik kann Friedensprozesse unterstützen und krisenhaften Entwicklungen vorbeugen. Staatliche Entwicklungspolitik und die Arbeit privater Hilfsorganisationen dürfen nicht in Konkurrenz zueinander oder gar gegeneinander wirken. Gegenseitige Vorbehalte sind abzubauen. Während staatlich Organe naturgemäß mehr auch auf die staatlichen Organe des Einsatzlandes wirken, zielen Hilfsorganisationen mehr auf die zivilen Kräfte vor Ort. Dabei haben je nach örtlichen Gegebenheiten NGOs oftmals besseren Zugang zur örtlichen Bevölkerung – ein Umstand, der zur Erzielung von Synergie-Effekten besser genutzt werden sollte.

In jedem Fall ist Entwicklungszusammenarbeit ein langwieriger Prozess, der nur bei langem Atem, bei vorhandenem Willen zur rechtzeitigen Bereitstellung von entsprechenden Mitteln und bei intensiver Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und deren „Mitnahme“ zum gewünschten Erfolg führen kann.

Auch sollte sich der „Westen“ von seinem jahrzehntelangen Irrglauben verabschieden, dass unabhängig von der Region, deren Geschichte und Kultur nur „westliche“ Gesellschafts- und Staatsformen als Grundlage einer prosperierenden Staats- und Wirtschaftsform überzustülpen seien.

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