Sektion Fulda
Tagesfahrt zum Besuch des Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“
Schimmelstr. 12, 36043 Fulda +49 (0)171 - 4843839
Bericht zur Tagesfahrt zum Besuch des Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“
Ein Besuch beim Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ mit anschließender Führung durch die Altstadt von Fritzlar stand für Mitglieder und Gäste der GSP Sektion Fulda auf dem Programm, welchen der Organisationsbeauftragte für Informationsfahrten, Michael Trost, gewohnt sorgfältig vorbereitet hatte.
Die Reisegruppe wurde von dem Kommandeur KpfHubschrRegt 36, Oberst Sönke Schmuck, in der Georg-Friedrich-Kaserne begrüßt. Er präsentierte bereits zu Anfang interessante und überraschende Details zu Organisation und Aufgaben des einzigen Regiments im deutschen Heer, welches mit einem der modernsten Kampfhubschrauber der Welt, dem Eurocopter TIGER ausgerüstet ist.
Es folgte ein Lagevortrag zur Unterrichtung durch Oberstleutnant Remo Templin-Dahlenburg. In den Jahren 1935 – 1938 legte die Luftwaffe in Fritzlar einen 300 Hektar großen Fliegerhorst an, der in den folgenden Jahren von Kampffliegern und Nachtjägern genutzt wurde. Französische Heerestruppen nutzten ab 1951 das Gelände für die Stationierung von leichten Panzern und Aufklärungsfahrzeugen. Details zur weiteren Nutzung durch die Bundeswehr bis hin zur aktuellen Aufgabenstellung wurden erläutert und sind hier de.wikipedia.org/wiki/Kampfhubschrauberregiment_36 nachzulesen.
Sehr interessant waren die Informationen zum Klarstand der Helikopter, also der Einsatzbereitschaft und Bewaffnung. Das Regiment ist sehr stolz darauf, 12 „Tiger“ nach den hohen technischen Vorgaben in Friedenszeiten einsetzen zu können. Weitere Hubschrauber sind etwa im Spannungs- oder Verteidigungsfall unter nicht so strengen Prüfvorschriften ebenfalls verfügbar. Derzeit ist das Kampfhubschrauberregiment 36 Teil der Nato-Speerspitze VJTF. Das bedeutet: Ein guter Teil der Fritzlarer Soldaten (1200 Frauen und Männer im Regiment) muss im Bündnisfall binnen fünf Tagen abmarschbereit sein – und mehrere Tiger für diese Aufgabe in Bereitschaft halten.
Der „Tiger“ genießt bei den Soldaten und Verbündeten ein sehr hohes Ansehen. Er gehört bezüglich der Flugeigenschaften derzeit zu den weltweit besten und leistungsstärksten Luftfahrzeugen seiner Klasse. So beeindruckt er etwa mit der Stehfähigkeit über einem Ziel in Beobachtungs- oder Kampfposition von bis zu 2 Stunden, während Modelle der Verbündeten (z.B. Apache der US Amerikaner) bereits nach 30 Minuten den Einsatz abbrechen mussten.
Allerdings ist die Leistungsfähigkeit der Bewaffnung im Vergleich zu modernen Konkurrenzmodellen eher eingeschränkt, da am „Tiger“ Waffentypen zum Teil aus den 90er Jahren eingesetzt werden. So ist beispielsweise die max. Reichweite der Panzerabwehr Lenkraketen von ca. 4000 Metern nicht mehr zeitgemäß.
Dennoch gibt es Überlegungen, das Dienstzeitende des Modells „Tiger“ durch Modernisierung und Weiterentwicklung über die 2038er Marke hinaus zu verlängern. Der geplante Ersatz durch eine militärisch angepasste Variante eines eigentlich zivilen Hubschraubers H145M ist keine wirkliche Alternative zu einem Kampfhubschrauber.
Die Besuchergruppe der GSP war besonders beeindruckt, wie engagiert und offen die Soldaten auf verschiedenen Stationen ihr Einsatzgebiet, Material und Waffen erläuterten. So wurde zum Beispiel die Rettung eines Piloten aus einem „abgestürzten“ Hubschrauber durch die Feuerwehr des Standortes Fritzlar realistisch inszeniert.
Nach der Teilnahme an der Truppenverpflegung ging es für die Reisegruppe dann in die Altstadt von Fritzlar, wo von zwei sehr fachkundigen Führern Interessantes und Historisches zur Geschichte der Stadt vermittelt wurde.
Beginn der Runde war am „Grauen Turm“, der mit Ausstellungen zur Hexenverfolgung, zur Zerstörung der Stadt im Jahr 1232 und einer Bonifatius-Ausstellung bereits sehr viel über das damalige Leben und Wirken der Bevölkerung verriet.
Der Weg führte vorbei an sehr gut erhaltenen gotischen Gebäuden und einzigartigen Fachwerkhäusern bis hin zum Dom.
Unter Kirchenhistorikern gilt Fritzlar als derjenige Ort, in dem 723 die Christianisierung in Nord- und Mitteldeutschland ihren Anfang nahm. Anlass war die symbolische Fällung der als germanisches Heiligtum verehrten „Donareiche“, die der Missionar Bonifatius vornehmen ließ, um die Bürger von der Machtlosigkeit der bis dahin verehrten germanischen Gottheiten zu überzeugen. Kein ungefährliches Unterfangen. An der Stelle des heidnisch verehrten Baums und vermutlich auch aus dessen Holz entstand der Vorgängerbau des Fritzlarer Doms, ein Bethaus, auf dem heutigen Domhügel. Weitere Informationen zum Dom hier: de.wikipedia.org/wiki/Fritzlarer_Dom
Nach der knapp zweistündigen Stadtführung konnten das Gehörte und Gesehene bei Kaffee und Kuchen noch einmal reflektiert werden, bevor es dann für die Reisegruppe zurück nach Fulda ging. Ein informativer und erlebnisreicher Tag bei den Heeresfliegern der Bundeswehr und in der schönen Dom- und Kaiserstadt Fritzlar ging zu Ende.
Gisbert Hluchnik