Bis zur türkischen Südküste beträgt die kürzeste Entfernung 50, nach Syrien im Osten sind es 95, zum Libanon 120, nach Ägypten im Süden 380, nach Israel 420, nach Kreta 500 und nach Griechenland 800 Kilometer.
Zypern liegt zwischen Orient und Okzident. Europäische, asiatische und afrikanische Kulturen treffen hier zusammen. Die Insel hat immer eine wichtige strategische Rolle gespielt, besonders nach der Eröffnung des Sueskanals im Jahre 1869.
Auf Zypern leben etwa 1,14 Mill. Einwohner mit festem Wohnsitz, rund 840.000 Griechenzyprer und Ausländer, im türkischen Nordteil rund 300.000. Die griechischen Zyprer gehören fast ausschließlich der orthodoxen Kirche an, die türkischen Zyprer sind meist sunnitische Muslime.
Das griechische Siedlungsgebiet umfasst 5.896 und das türkische etwa 3.355 Quadratkilometer. Die restliche Fläche ist die Pufferzone zwischen den beiden Landesteilen. Hinzu kommen die souveränen Militärbasen Großbritanniens Akrotiri (51 qkm im Westen) und Dekelia (48 qkm) im Osten. Über 1.000 britische Soldaten und rund 5000 Staatsbürger sind in den Basen stationiert bzw. leben dort. Die vorhandenen Radar- und Abhöranlagen haben strategische Bedeutung für die NATO. Das Hauptquartier der UN-Friedenstruppen befindet sich in Nikosia. Hier leben rund 120.000 Einwohner, die von einem in den anderen Stadtteil nur durch einen für Fußgänger und Radfahrer geöffneten Übergang wechseln können. Für die Deutsche Marine ist der Hafen Limassol als Stützpunkt von Bedeutung. Sie beteiligt sich mit der Korvette „Oldenburg“ an UNIFIL (United Nations Interim Forces in Lebanon), dem Einsatz vor der Küste des Libanons. Das Mandat wurde vom Bundestag bis Ende Juni 2024 verlängert.
Die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien, die Zypern 1878 vom Osmanischen Reich übernommen hatte, spielt eine entscheidende Rolle. 1914 wird Zypern annektiert, da die Türkei an der Seite Deutschlands in den Weltkrieg eingetreten ist. 1925 wird die Insel zur Kronkolonie erklärt und die britische Herrschaft gefestigt. 1931 kommt es zu ersten Aufständen griechischer Zyprer, die den Anschluss an Griechenland fordern. Eine von der Kirche 1950 organisierte Volksabstimmung, die von den Briten nicht anerkannt wird, ergibt eine fast hundertprozentige Zustimmung zum Anschluss an Griechenland.
1955 beginnt der Unabhängigkeitskampf der EOKA (Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer) gegen die Briten. Führer ist der ehemalige griechische General Georgios Grivas, der erste nichtkommunistische europäische Partisanenführer. Er ist auf Zypern geboren, hat den Aufstand geplant und geführt. Die Briten setzen bis zu 40.000 Mann gegen den Aufstand ein. 1959 kommt es zwischen Griechenland und der Türkei zu einer Einigung auf eine Republik Zypern, die aber Mitglied im Commenwealth bleibt. Am 16. August 1960 erfolgt die Proklamation der Unabhängigkeit der Republik Zypern. Ein Überbleibsel aus britischer Zeit ist noch der Linksverkehr.
Das friedliche Miteinander der beiden Volksgruppen dauert nicht lange. Ende 1963 beginnen Türken den Aufstand gegen die Griechen. Grund ist die beabsichtigte Einschränkung von türkischen Sonderrechten. Führer der Griechen ist Erzbischof und Staatspräsident Makarios III. Im Dezember 1959 erstmals gewählt, 1963 ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigt und im Februar 1968 mit 95,45 Prozent wieder gewählt. Im März 1964 kommt es zum Waffenstillstand
Mit Hilfe des griechischen Militärregimes beendet ein Putsch der zyprischen Nationalgarde 1974 die Ära Makarios. Die nun nunmehrige politische Konstellation nützt die Türkei aus und besetzt ab 20. Juli 1974 mit einer Invasionstruppe den Norden und Nordosten. Etwa 170.000 griechische Zyprer flüchten in den südlichen Landesteil. Diplomatische Lösungsverhandlungen führen zu keinem Erfolg, es bleibt beim Status quo. Am 15. November 1983 wird die türkische Republik Nordzypern proklamiert. Sie ist weltweit nur von der Türkei anerkannt. Im März 1998 beginnen offizielle Beitrittsverhandlungen zwischen Zypern und der Europäischen Union (EU). Die Türkei protestiert dagegen. Seit 1. Mai 2004 ist die Republik Zypern Mitglieder der EU
Dass die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen nicht eskalieren, ist den Vereinten Nationen (UN) zu verdanken. Seit 1964 trennen sie diese an der Green Line. Die Mission United Nations Force in Cyprus (UNFICYP) ist seit 1974 tätig.
Unabhängig von den Blauhelmen ist die türkische Armee mit über 35.000 Mann auf Zypern vertreten. Ein Teil davon ist entlang der Green Line eingesetzt. Hinzu kommen türkische Zyprer unter Waffen und Reservisten.
Die zyprische Nationalgarde hat Land-, Luft- und Seestreitkräfte von etwa 13.000 Mann. Das Führungspersonal besteht meistens aus Offizieren der griechischen Armee. Es gibt rund 75.000 Reservisten und der Wehrdienst dauert 14 Monate.
Es gab mehrere Versuche, die Insel wieder zu vereinen. Bei einer Volksabstimmung am 24. April 2004 hatten die Bürger in beiden Teilen Gelegenheit sich dafür zu entscheiden. Doch der nach UN-Generalsekretär Kofi Annan genannte Plan scheiterte. Die griechischen Zyprer lehnten ab, die türkischen stimmten zu. Die Mehrheit im Süden erhoffte sich von dem am 1. Mai 2004 erfolgten Beitritt zur Europäischen Union eine Verbesserung ihrer Lebenssituation gegenüber dem Annan-Plan. Zur EURO-Gruppe gehört Zypern seit dem 1. Januar 2008 an.
Inzwischen liegen die Vorstellungen der Hauptbeteiligten, den griechischen und türkischen Zyprern, Griechenland und der Türkei für eine Wiedervereinigung sehr weit auseinander.